Gyana heißt Wissen. Gyana Yoga ist der Weg, auf dem wir die Wirklichkeit durch Erkenntnis, Übung und Wissen erfahren.
Gyana Yoga hat vier Prinzipien:
Viveka – rechte Unterscheidung
Viveka ist die reinste Form des Wissens. Man kann es auch als die höchste Instanz unseres Gewissens bezeichnen. Unser Gewissen sagt uns, was richtig und was falsch ist. Meist wissen wir sehr wohl, was wir tun sollten, unsere selbstsüchtigen Wünsche erweisen sich jedoch meist als stärker und übertönen die Stimme des Gewissens in uns.
Vairagya – Entsagung
Vairagya bedeutet, sich innerlich von jeglichem Verlangen nach irdischem Besitz und Vergnügen loszulösen. Ein Gyana-Yogi hat erkannt, daß alle weltlichen Freuden unwirklich und daher ohne bleibenden Wert sind. Er sucht nach dem Unveränderlichen, Ewigen, Höchsten: nach Gott.
Alles Irdische ist vergänglich und daher eine Form der Unwirklichkeit. Die Wirklichkeit ist der Atma, das göttliche Selbst, das unzerstörbar, ewig und unveränderlich ist. Der Atma ist vergleichbar mit dem Raum: Raum bleibt immer Raum; man kann ihn nicht verbrennen und nicht zerschneiden. Indem wir Wände aufstellen, schaffen wir einzelne, »individuelle« Abteile. Der Raum selbst verändert sich dadurch aber nicht, und wenn die Wände eines Tages wieder entfernt werden, bleibt nur der ungeteilte, endlose Raum.
Shatsampatti – Die sechs Schätze
Dieses Prinzip des Gyana Yoga beinhaltet sechs Prinzipien:
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Sham – das Zurückziehen der Sinne und des Geistes
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Dama – Kontrolle der Sinne und des Geistes, sich Zurückhalten von negativen Aktionen, wie Stehlen, Lügen, negatives Denken
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Uparati – über den Dingen Stehen
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Titiksha – Standhaftigkeit, Disziplin und Überwindung aller Schwierigkeiten
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Shraddha – Glauben und Vertrauen in die heiligen Schriften und Worte des Meisters
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Samadhana – Zielstrebigkeit und Zielbewußtsein; was immer auch kommen mag, unser Streben bleibt einzig und allein auf unser Ziel gerichtet, und nichts vermag uns davon abzubringen
Mumukshtva – fortwährendes Streben nach Gott
Mumukshtva ist die brennende Sehnsucht im Herzen, Gott zu erkennen und sich mit Ihm zu vereinen.
Das höchste und ewige Wissen ist Atma Gyana, die Erkenntnis unseres wahren Selbst. Selbsterkenntnis besteht in der Erfahrung, daß wir von Gott nicht getrennt sind, sondern mit Ihm und allem Lebendigen eins sind. Damit öffnet sich die Begrenzung unseres Intellekts, und uneingeschränkte, allumfassende Liebe erfüllt unser Herz. Dann wird uns auch klar, daß alles, wodurch wir anderen schaden, letztlich uns selbst trifft. Und so verstehen und befolgen wir schließlich das universelle Gebot: Ahimsa, Nicht-Verletzen. Auf diese Weise verbindet sich der Gyana Yoga-Weg mit den Prinzipien des Bhakti Yoga, Karma Yoga und Raja Yoga.